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Aktuelles

07.06.2020 | Parteiarbeit

Distriktsarbeit in Zeiten von Corona

Heide Wedemeyer

Was bedeutet Corona für politisches Engagement und konkret für die Arbeit im Distrikt? Wie alles andere ist auch unsere Parteiarbeit zu Beginn der Krise fast zum Erliegen gekommen – zumindest in der Form, die wir kennen. Alles das, was Politik im Distrikt normalerweise ausmacht und was Spaß macht – gemeinsame Veranstaltungen, Diskussionen und die Fortsetzung bei einem gemeinsamen Bier im Anschluss – konnte von einem Tag auf den anderen nicht mehr stattfinden.

Wir mussten uns also fragen, wie Parteileben trotzdem gelingen kann und haben ein Experiment gewagt: eine „Mitgliederversammlung“ per Videokonferenz. Was viele spätestens seit einigen Wochen von ihrem Arbeitsplatz kennen, funktionierte schon im Probedurchlauf erstaunlich gut. Die Technik erlaubt es, (in Hinblick auf den Infektionsschutz vorbildlich vom heimischen Sofa) alle endlich wieder zu sehen und sich auszutauschen – über die eigenen privaten Erfahrungen mit der Pandemie bis hin zu den politischen Fragen, die sich im Zusammenhang mit ihr stellen. Vanessa konnte von ihren ersten Eindrücken als neugewählte Bürgerschaftsabgeordnete in Zeiten von Corona berichten und auch unser Bundestagsabgeordneter Niels schaltete sich dazu und diskutierte mit uns die Perspektive der Bundesebene.

Zu unserem nächsten Video-Treffen haben wir schon einen Vortragsgast dazu geladen: Der frühere Leiter des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung und Mitglied im Parteivorstand, Prof. Gustav Horn, gab auf Einladung von Kristin einen interessanten Input zu Eurobonds und lieferte Stoff für die anschließende Diskussion. Auch dieses Format wollen wir fortführen und knüpfen wegen des großen Interesses an das Thema an: Der Göttinger Europarechtler PD Dr. Alexander Thiele wird mit uns am 9.6. über die rechtlichen Aspekte des EZB-Urteils des Bundesverfassungsgerichts diskutieren; weitere Veranstaltungen dieser Art zu zahlreichen anderen Themen sind schon in Planung und werden folgen.

Um uns „auf Abstand“ auch zwischen den Videokonferenzen austauschen zu können und um die Organisation zu erleichtern, haben wir mit Slack eine Kommunikationsplattform getestet, die die Kommunikation innerhalb von Arbeitsgruppen vereinfacht. Slack bietet neben einer Nachrichtenfunktion die Möglichkeit, geordnet interessante Dokumente (oder einfach Urlaubsbilder) mit Mitgliedern der Gruppe zu teilen und hat sich als deutlich übersichtlicher herausgestellt als die üblichen Mails, bei denen man spätestens bei längeren Diskussionen automatisch den Überblick über sein Postfach verliert.

Was das rein Technische angeht, waren diese Experimente ein Erfolg. Aber das Positive geht darüber hinaus: Krisen (deren Bewältigung der SPD ja grundsätzlich nicht fremd ist) sind Katalysatoren für Veränderungen. Diese spezielle Krise können und werden wir weiter nutzen, um neue Formen der Parteiarbeit und der Kommunikation zu testen sowie neue Instrumente für die parteiinterne Organisation. Ziel aller Veränderungsprozesse ist dabei völlig losgelöst von Corona dasselbe wie vor der Krise: Wege zu finden, wie parteipolitisches Engagement so gestaltet werden kann, das es alle einbezieht und für alle attraktiv ist: für Jung und Alt, Eltern, die Betreuungsarbeit leisten, Berufstätige, Menschen vor Ort und solche, die viel unterwegs sind, solche, die sich aktiv einbringen wollen und solche, die „nur“ Teil einer Gemeinschaft sein wollen, ohne dabei derzeit eine aktive eigene Rolle zu übernehmen. Gute Distrikts- und Parteiarbeit allgemein muss sich an alle richten, jeweils angepasst an ihre jeweiligen Lebensformen und Ansprüche an die Partei. Dabei kann die Digitalisierung einen entscheidenden Beitrag leisten und sogar große Vorteile mit sich bringen, wie unser krisenbedingtes Experiment gezeigt hat. Nur muss eins sichergestellt sein: dass diese Erweiterung unserer Möglichkeiten niemanden ausgrenzt. Technische Hürden zu beseitigen und Berührungsängste abzubauen ist daher wesentlich, damit (digitale) Parteiarbeit gelingen kann.

Eines dürfte jedenfalls auf der Hand liegen: Das gemeinsame Bier danach und die Distriktsklausur in Hitzacker kann auch die beste Videokonferenztechnik nicht ersetzen. Das soll sie auch nicht.